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Frau & Fruchtbarkeit: Ein Text zur patriachalen Gebärpolitik und das Recht auf Abtreibung

... La verdadera mujer...hundirse en ella devuelve a castidad. Es estéril, pues detiene la rueda del tiempo... (1)
[Die wahre Frau... sich in sie zu versenken, bringt uns die Keuschheit zurück. Sie ist steril, denn sie hält das Rad der Zeit an...]

Der obige Text ist ein Auszug aus einem Buch über Tantra. Wenn man ihn mit unserem Alltagsbewußtsein liest, dann ist die allererste Reaktion auf "steril": Ablehnung. Denn wir sind ja gesellschaftlich darauf programmiert, unsere biologische Funktion erfüllen. "Steril" ist folglich ein Mangel...

Patriachale Gebärpolitik

Woher kommt diese Forderung nach "biologischer Funktionsfähigkeit"? Zunächst sind die Frauen erst einmal jene Gruppe, die beeinflußt werden muß, um Bevölkerungswachstum zu erreichen. Gebärfähigkeit ist letztendlich ein Mittel zur Macht, denn je mehr Neugeborene ein Volk hat, umsomehr potentielle Soldaten (und gebärfähige Frauen) wird es binnen 20 oder 25 Jahren geben. Ein kriegswütiger Machthaber wird jede Art von Bevölkerungsexplosion willkommenheißen, sichert sie ihm doch das Heer, das er für seine finale Machtergreifung braucht. Aber es braucht gar keinen kriegswütigen Machthaber. Ein "großes Volk" bedeutet ganz allgemein: MACHT. (3)

So nehmen Frauen durch ihre Gebärfähigkeit plötzlich eine zentrale Stellung ein, sie haben den "Schlüssel zum Erfolg" in der Hand - und den gilt es zu beherrschen.

Vorrecht der Frauen: die Entscheidung

Spirituell gesehen ist das Vorrecht der Frauen die Entscheidung für oder gegen neues Leben. Es ist ihre inhärente Kompetenz, denn alles geschieht ja IN ihren Körpern. Um diese Entscheidung, Leben gebären oder nicht gebären, bestmöglich treffen zu können, haben sie die Fähigkeit einer allumfassenden "Gesamtsicht" der Dinge.

...Ich habe also die Wahl, die Voll-Macht. Ich kann in Kontakt mit dem Kind gehen, mit mir selbst, und wahrnehmen, welche Entscheidung für mich innere Richtigkeit hat. Dann kann ich meiner Entscheidung Raum verschaffen: bewußt wachsen lassen oder bewußt töten. Wenn ich dazu den Mut nicht mehr habe, kann ich einem Kind, das ich gebäre, auch nicht mehr vermitteln, was eine wahre Mutter ist: nämlich eine, die einen sicheren Rahmen für Licht und Dunkel des Lebens gibt. Der sich das Kind für die hilfloseste Zeit seines Lebens vorübergehend anvertrauen kann, weil sie "Alles" umfaßt. Die Kinder könnten dann etwas Grundlegendes von uns Frauen für ihr Leben lernen, nämlich Hingabe an alles, was ist. Von einer ohnmächtigen Mutter, einer Opfer-Mutter kann eine Kind diese grundlegende spirituelle Haltung nicht lernen, auch wenn sie selbst versucht, hingebungsvoll wie Maria zu sein. Maria ist zu süßlich, um dem Kind einen sicheren Rahmen zu geben. Der ist an einen fernen, oft als autoritär phantasierten Gottvater delegiert... (2)

Einer Frau das (Abtreibungs-)Recht über ihren Körper zu negieren hat also weit größere Auswirkungen als es auf den ersten Blick scheint. Ein mehr wird zwar Menschen geboren, aber die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit wird geschwächt, auf eine sublime spirituelle Weise.

Die sich selbst verneinende zentrale Mutter, unsere "süßliche Maria", gebiert Kinder voll innerer Bedürftigkeit, denn sie kann ihnen keine Stärke vermitteln: sie durfte sie ja selbst nie leben.

Vielleicht resultiert daraus die übertriebene Egozentrik unserer Gesellschaft, der Frauen und Männer heute, die alle Söhne und Töchter sich aufopfernder Mütter sind. Oder: Mütter, die geopfert wurden?

Wie werden die Menschen in 100 Jahren wohl darüber denken, dass eine Frau kein (Abtreibungs)Recht über ihren Körper hat? So wie es wie es auf uns wirkt, wenn wir hören, dass Frauen kein Wahlrecht besitzen? Ein empörenswerter Ausbund an Barbarei?

Gesellschaftliche Teilhabe nur über... Prostitution?

Indem man einer Frau eigene Erwerbstätigkeit, Teilnahme an der Politik und gesellschaftlichem Leben quasi unmöglich zu macht und sie allein auf ihre biologische Funktion zu beschränkt (und das tut man, wenn man ihr keine Wahlmöglichkeit läßt, ob sie jetzt Mutter sein will, oder nicht), treibt man sie geradewegs in etwas, was in letzter Instanz Prostitution ist. Denn nun bleibt der Frau nichts mehr als ihr Körper und ihre Gebärfähigkeit, um am Leben und an den Mitteln teilhaben zu können: als kindergebärende Ehe-Frau eines Mannes. (Das erklärt auch, warum in manchen Gesellschaften Witwen und alte Frauen in Ächtung und bitterster Armut leben müssen - sie sind ja jetzt: nutz-los). Wodurch ist so eine Ehe dann motiviert , wenn nicht durch puren Überlebenswillen? Und welche andere Motivation hätte eine Prostituierte?

Für eine liberale Abtreibungspolitik

Im Grunde macht es heute keinen Sinn mehr, Frauen zum Austragen von Schwangerschaften zu zwingen. Selbst für "kriegswütige Diktatoren", denn schon längst werden Schlachten nicht mehr auf dem Feld, sondern am Computerterminal gewonnen. Und da steht eine gut ausgebildete Frau einem Mann in nichts nach.

Solange sie nur ihren Lebensweg gehen darf, den als Wissenschaftlerin, Managerin oder Politikerin, und ihr eine ungewollte Schwangerschaft keinen Stich durch die Rechnung machen kann. Eine Frau zum "Austragen" und damit zum Verzicht auf ihr "eigenes Leben" zu zwingen, schadet der Gesellschaft letztendlich mehr als es ihr nützt, denn es geht ihr der Beitrag einer begabten Frau verloren.

Auch die Partnerschaften würden sich verändern. Plötzlich könnten Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau entstehen, in der die beiden Menschen zählen - anstatt irgendwelcher potentieller Nachwuchs.

Wahrscheinlich müssen wir lernen, unsere menschliche-göttliche Schöpferkraft neu zu verstehen. Die ist viel viel größer als Gebärfähigkeit/Zeugungskraft Sie taugt zu viel mehr, als nur zum Kindermachen.

Kunst ist wichtig. Schöpfen gibt dem Leben Sinn.

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